Reden zur Eröffnung der Ausstellung »Begegnungen« am 15. März 2020

Der Bildhauer und Steinmetz Michael Rölke erzählt wie Christoph zur Bildhauerei kam.


Hallo,

mein Name ist Marcel Rauschkolb, der Fotograf hinter den Bildern aus Christophs Atelier.

Zu meiner Person: Ich bin Fotograf und Grafiker und lebe in Griesheim. Für den Förderverein der Darmstädter Tage der Fotografie bin ich als erster Vorsitzender tätig und außerdem Jury-Mitglied des Merck-Preises.

Die Planung zu dieser Ausstellung startete vor einigen Monaten mit einer etwas anderen Idee. Von Christoph, Heiko und Klaus gefragt, ob ich mitmachen wolle, war ich spontan begeistert, da mir Christophs Arbeiten, soweit ich sie kannte, gut gefielen. Eine Frage hatte ich dann doch noch, nämlich "Darf ich mal das Atelier sehen?" – und damit ging es los.

Andrè Malraux schrieb 1947 "die Geschichte der Bildhauerei sei eine Geschichte des Fotografierbaren." Und Fotografierbares fand ich dann in diesem Atelier, das der Bauverein in den fünfziger Jahren in den Hinterhof eines Wohnblocks gebaut hatte, mehr als genug.

Ich muß sagen, daß ich eine starke Affinität zu Ateliers und Werkstätten habe. Orte, an denen kulturelle oder handwerkliche Dinge entstehen. Mir ist es wichtig solche Orte zu erforschen und zu dokumentieren. Ohne den Versuch dabei objektiv zu sein, sondern so wie ich ihn wahrnehme.

Über den rumänischen Bildhauer Constantin Brancusi wurde geschrieben, daß das Atelier für ihn ein Kunstwerk für sich sei, eine großformatige Installation.

So sah ich auch Christophs Atelier. Ich bewege mich darin, an dem Ort "where the magic happens" und sehe

  • Werkzeuge
  • Skizzen
  • die "Ur-Originale" aus Gips und Wachs
  • sowie die fertigen Arbeiten aus Bronze und Marmor.

Im Atelier herrscht eher gedämpftes, nahezu schattenloses Licht. Alles hat eine warme Farbcharakteristik, auch durch den Schleifstaub der sich über alles gelegt hat. Draußen und in den Schuppen dominieren die Grün- und Blautöne. Das Weiß des Gipses sticht aus dem dunkleren Umfeld heraus. Vieles wirkt auf den ersten Blick anachronistisch, keine hochoptimierten Workflows oder Statusboards sind sichtbar. Aber: Idee, Konzept und Produktion sind hier noch nicht separiert, bilden eine Einheit.

Und wahrscheinlich ist es das, was ich Orten wie diesem schätze.

Von Christoph und später dann auch von Michel habe ich viel über den Entstehungsprozeß in der Bildhauerei gelernt. Bildhauerei und Fotografie haben, wie ich nach und nach feststellte, eine lange gemeinsame Historie. Unter anderem waren mit die ersten Motive früher Fotografen wie Henri Fox Talbot Skulpturen. Später wurde die Fotografie Dokumentationsmittel des Prozesses und der fertigen Werke. Und: Sie diente zur Verbreitung der Arbeiten durch Abzüge. In der Folge mischten sich die Disziplinen, wie bei Marcel Duchamp.

Sie sehen, ein schier schier unerschöpfliches und interessantes Thema, das mich fasziniert noch eine Weile beschäftigen wird. Ich schließe jetzt und wünsche Ihnen/ Euch viel Vergnügen mit Christophs Skulpturen und den Bildern vom Ort der Entstehung.

Vielen Dank!

An english translation of the speech, together with some other thoughts about this work can be found in my Critical Research Journal via https://marcelrauschkolb.wordpress.com/2020/03/16/on-sculpture-and-photography-and-an-exhibition-opening/


»Brücke in die Wirklichkeit« – Die Besprechung der Ausstellung im »Darmstädter Echo«

Dr. Roland Held besuchte die Ausstellung vorab und besprach sie im Darmstädter Echo am 17. März 2020. Der vollständige Artikel ist online unter https://www.echo-online.de/freizeit/kunst-und-kultur/ausstellungen/darmstadt-brucke-in-die-wirklichkeit_21425980 zu finden.

An english version of this article can be found in my Critical Research Journal: https://marcelrauschkolb.wordpress.com/2020/03/18/bridge-to-reality-the-exhibition-review-of-begegnungen-at-the-galerie-will-darmstadt/

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