DER STERN IM ATOMBUNKER

Die “Darmstädter Bilder”, das sind zwei neue Werke die der französische Künstler Georges Rousse im April 2015 an sehr unterschiedlichen Orten der Darmstädter Innenstadt aufgenommen hat.

Durch den Verein der “Darmstädter Tage der Fotografie” hatte ich die Gelegenheit die Entstehung dieser Bilder zu dokumentieren und dabei den Fotografen etwas kennen zulernen.

IM BUNKER

Zuerst ging es unter die Erde: Georges Wahl fiel auf den ehemaligen Atombunker unterhalb des Karolinenplatzes. Hinter der Tiefgarage, inmitten von Technik und Möblierung aus dem Jahr 1968 wird ein schwarzer Stern in den Raum gemalt. Mit Sprühkreide, denn nach der letzten Belichtung muß alles wieder in den Originalzustand zurückversetzt werden. Außerdem ist bei Georges Rousse nicht der von ihm gestaltete Ort das Werk, es ist das Bild des Ortes. Doch hier gibt es eine Ausnahme, dazu gleich mehr.

Um die Bilder in der recht kurzen Zeit realisieren zu können standen ihm neben seinem Assistenten Yvan noch Studenten der Hochschule Darmstadt als Assistenten zur Seite.

ES GEHT LOS

Auf Basis einer Skizze wird der Stern im Raum angezeichnet und abgeklebt. Danach geht es los: Unzählige Dosen schwarzer Farbe werden versprüht, schon nach kurzer Zeit legt sich ein Farbnebel über alles was nicht geschützt ist. Ohne Atemmaske hält man es kaum aus, am Besten alle paar Minuten in die Tiefgarage zum Luft holen…

FEINARBEIT

Nach zwei Tagen komme ich wieder in den Bunker. Der Farbnebel ist verflogen, die Form des Sterns liegt über dem gesamten Raum. Jetzt ist Detailarbeit gefragt: Georges und Yvan nehmen mit Skalpell und Pinsel letzte Korrekturen vor. Denn auch wenn die fertigen Bilder surreal wirken, hier ist alles real, Photoshop ist nicht im Spiel.

DAS ERSTE BILD

Alles ist fertig, die Kamera wieder auf dem Stativ montiert: Es geht los! Im Bunker sind nur noch Georges, Yvan, Albrecht von den DTDF und ich. Die Atmosphäre ist ist ruhig und konzentriert. Die Belichtungen werden gemacht und es geht weiter ins Hessische Landesmuseum.

DER KREIS IM TREPPENHAUS

In einem Treppenhaus des Hessischen Landesmuseums aus den fünfziger Jahren, zwischen Beuys-Block und Karl-Freund-Galerie, ensteht das zweite Bild.

Die Assistenten haben bereits am Vortag mit dem Malen der Figur begonnen, es sind aber noch Nacharbeiten nötig. Denn hier kommt die Ausnahme: Als bisher einziges Werk wird man sich später nicht nur die Fotografie, sondern auch die Ausgangsinstallation anschauen können. Sicher etwas das die “Darmstädter Bilder” besonders macht. Damit der Farbauftrag auch später noch optimal erscheint wird ein Malermeister zur Unterstützung hinzugeholt.

Später korrigiert Yvan wieder Details während Georges auf der Mattscheibe der Kamera die Bildwirkung überprüft.

STERN, KREIS UND MEHR IM DESIGNHAUS

Am 24. Juni war es soweit: Die Vernissage im Designhaus auf Darmstadts Mathildenhöhe. Auch für mich die erste Gelegenheit das Resultat aus dem April zu sehen. Dazu noch weitere Arbeiten aus zwanzig Jahren Fotografie.

Es sind beeindruckende Bilder, die großen Abzüge laden immer wieder dazu ein nahe heranzugehen. Dann entdeckt man den Unterschied zur digitalen Montage: Es sind keine computergenerierten, synthetischen Formen die ein Realbild perfekt überlagern. Hier ist der Kreis nicht ganz rund, da etwas Farbe außerhalb der Form - die kleinen Fehler machen die Bilder erst spannend, denn jetzt überlegt man: Wie schafft er es diese Formen so perfekt in den Raum einzubetten?

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